SCHNEE KAM BLIEB LIEGEN
in seiner tiefe ruht das seelenleben aller kreatur
las ich in einem samischen almanach träumend

und alles lebt und webt im schnee
weil er glockig herabkommt
im rhythmus von sprechgesängen und gedichten

© Wallstein-Verlag

Der Sprachverlust im Ausland und das Wiedergewinnen, auch Neuentdecken der Muttersprache im Fremden ist ein Thema der Gedichte von Dorothea Grünzweig, die seit langem in Finnland lebt. Weit hinein in die Erinnerung reichen diese Verse, bis in Kindheitslandschaften. Oder in die Welt von Pflanzen und Tieren, denen Grünzweig eine eigene Sprache leiht. Auf buchstäblich zauberische Weise gehen sie auf Stimmenfang. Ihr leiser, aber kategorischer Imperativ lautet: Wer Ohren hat zu hören, der höre.

Auswahl: Axel Helbig