Gedichte über Polen

Ich lese Gedichte über Polen, geschrieben
von fremden Dichtern. Deutsche und Russen
haben nicht nur Gewehre, auch
Tinte, Federn, auch etwas Herz und viel
Phantasie. Das Polen in ihren Gedichten
erinnert an ein verwegenes Einhorn,
das von der Wolle der Gobelins sich nährt, das
schön ist, schwach und unvernünftig. Ich weiß nicht,
worin der Mechanismus der Täuschung besteht,
aber auch mich, den nüchternen Leser,
betört dieses märchenhafte, wehrlose Land,
von dem sich die schwarzen Adler, die hungrigen
Kaiser, das Dritte Reich und das Dritte Rom ernähren.

 

Noch vor nicht allzulanger Zeit wurde die Dichtung des weltweit geschätzten Lyrikers Adam Zagajewski – wie übrigens auch die des polnischen Lyrik-Fünfgestirns Herbert, Milosz, Rózewicz und Szymborska – so hoch eingeschätzt, daß er als vielfacher Kandidat auch Literaturnobelpreisinhaber hätte werden können:  Seine von 1976 bis 1989 in Polen verbotenen Gedichte gelten als welthaltig, liebenswürdig sowie gedankenvoll und werden als eine treffende Antwort auf die Zerrüttungen des 20. Jahrhunderts angesehen und gewürdigt.

Auswahl von Utz Rachowski

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ISBN:
EAN:978-3-943 708-77-6
Preis*:5,00 €
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