Alfred Grünewald wurde am 17. März 1884 als viertes Kind einer aufstrebenden jüdischen Kaufmannsfamilie in Wien geboren. Nach dem Besuch der Realschule in Brigittenau studierte er an der TH Wien Bauingenieurwesen und Architektur. Den wenig geliebten »Brotberuf« übte er freiberuflich ab 1908 aus. Schon während der Studienzeit schrieb er Gedichte für die Satirezeitschrift ›Die Muskete‹,. Er erlangte lokale Aufmerksamkeit 1908 mit dem Balladenwerk ›Mummenschanz des Todes‹ – ua. von Karl Kraus –, schrieb Beiträge im Simplicissimus, der Weltbühne und der Münchener ›Jugend‹. Der 1912 erschienene Lyrikband Gezeiten der Seele befremdete das Publikum, denn viele Gedichte »besangen unverblümt junge Männer«, zudem fand die Literaturkritik seine formstrengen Verse nicht zeitgemäß.

Porträt: Jörg Büttner

Erst seine Aphorismensammlung ›Ergebnisse‹ erhielt breiteren Zuspruch. Das Drama, ›Walpurga und Agathe‹, wurde 1935 im Burgtheater aufgeführt. Am Vorabend des Einmarsches der Nationalsozialisten in Österreich, versuchte er sich mit Veronal das Leben zu nehmen
Nach den Novemberprogromen am 14.11.38 wurde Grünewald ins KZ Dachau verschleppt, kam noch mal frei, emigrierte 1939 nach Südfrankreich.. Die meiste Zeit verbrachte er jedoch völlig verarmt, ja sogar hungernd, in Nizza und schuf dort seine ausdrucksvollsten Werke, bis er im September als »feindlicher Ausländer« von der Vichy-Polizei- erneut interniert und mit 573 Gefangenen nach Auschwitz deportiert und dort am 9. September 1942 vergast wurde.
Wichtige Lyrik: Mummenschanz des Todes 1909, Das Vöglein Süzelin 1918, Gebet um Lieder 1935, Die brennende Blume 1937.