Immanuel Weißglas wurde am 14. März 1920 in Czernowitz geboren. Die gutbürgerliche Stellung seiner assimilierten deutsch-jüdischen Familie verhalf ihm zu ausgezeichneter Bildung. Als Schüler übertrug er bereits französische, rumänische, englische und russische Literatur. Diese Versessenheit soll es auch gewesen sein, die ihn die Schule noch vor dem Abitur verlassen ließ. Während der einjährigen, dem Hitler-Stalin-Pakt folgenden sowjetischen Besatzung Bessarabiens und der Nordbukowina am Sommer 1940 Arbeit in der Czernowitzer Bibliothek. Nach dem Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion, an dem auch rumänische Truppen beteiligt waren, brachte der Vorstoß das ukrainische Gebiet Transnistriens bis 1944 unter rumänische Besatzung. Abertausende Juden aus diesem Gebiet und den umliegenden Regionen wie der Bukowina wurden hier mit Vernichtungsabsicht interniert. Auch Immanuel Weißglas und seine Familie entgingen diesem Schicksal nicht, wurden von Lager zu Lager geschoben.

Porträtskizze: Harald Kretzschmar

Seine Muttersprache allein den Mördern anheimfallen zu lassen, wollte Weißglas nicht dulden und widersetzte sich, oft bar jeden Schreibutensils, mit Dichtung. Nach der Befreiung durch die Rote Armee eine Zeitlang  Feldscher in einer psychiatrischen Klinik, ab 1945 in Bukarest wohnhaft. Arbeit als Pianist, später als Archivar und Redakteur einer Tageszeitung. In den Zeiten der stalinistischen Diktatur verlegte er sich unter Pseudonym aufs Übersetzen vom Deutschen ins Rumänische. Weißglas starb nach langer Krankheit im April oder Mai 1979, seine Asche wurde ins Schwarze Meer gestreut.
Drei Gedichtbände: Gottes Mühlen in Berlin 1947 (unveröff.), Kariera am Bug 1947, Der Nobiskrug 1972, Aschenzeit 1994.