Walter Mehring wurde am 29. April 1896 in Berlin geboren; Vater war der jüdische Schriftsteller und Übersetzer sowie langjähriger Chefredakteur des Satiremagazins ›Ulk‹ Sigmar Mehring. Nach dem Gymnasium studierte er ab 1914 in Berlin und München Kunstgeschichte. Durch die Bekanntschaft mit Herwarth Walden wurde er Mitglied des ›Sturm‹-Kreises, wo Wassily Kandinskys, Robert Delaunays und Fernand Légers sowie Peter Hille, Else Lasker-Schüler und Georg Trakl verkehrten. Mehrings besondere Vorliebe galt dem Lyriker August Stramm. 1915 erschienen Mehrings erste Gedichte im ›Sturm‹.
1916 Einberufung, Ausbildung zum Richtkanonier; Einsatz in einer »Verdächtigenkompagnie«. Nach dem Krieg Beteiligung an Aktionen der Berliner Dadaisten. Erste Buchpublikation ›Das politische Cabaret‹ 1920. Ständige Arbeiten für Kabaretts (›Größenwahn‹, ›Wilde Bühne‹) und Max Reinhardts ›Schall und Rauch‹. 1920 gründete er in Berlin das ›Politische Cabaret‹ und schrieb für ›Die Weltbühne‹. 1921–1928 Korrespondent für deutsche Zeitungen in Paris.

Porträt: Robert Delaunay

Danach Zusamenarbeit mit Erwin Piscator in Berlin. 1933 veröffentlichte Goebbels im ›Der Angriff‹ einen ganzseitigen Artikel gegen Mehring unter dem Titel »An den Galgen«. Flucht nach Österreich, Frankreich und in die USA. Mehring schrieb im Exil neben Joseph Roth vornehmlich für das ›Neue Tage-Buch‹, das seit Juli 1933 in Paris vom emigrierten Leopold Schwarzschild herausgegeben wurde. Als Mehring 1953 versucht, nach Deutschland zurückzukehren, bekommt er zwar gelegentliche Anerkennung, als Klassiker wie Brecht oder Tucholsky wird er aber nicht wahrgenommen. Seine Emigrationsliteratur ist nicht kompatibel zu Wiederaufbau und –aufrüstung in Deutschland-West wie -Ost. So lebte er in Ascona, später in Zürich, wo er am 3. Oktober 1981 starb.
Seit 1956 war er Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, 1967 Fontane-Preis.
Lyrik ua.: Das Ketzerbrevier 1921, Wedding-Montmerte 1923, Europäische Nächte 1924, Die Gedichte 1929, Arche Noah SOS 1931, Und Euch zum Trotz 1934, No Road back 1944, Der Zeitpuls fliegt! 1958, Briefe aus der Mitternacht 1971,
Die Linden lang, Galopp, Galopp 1976.