Bernd Heinrich Wilhelm von KIeist, geboren am 10. (oder 18.) Oktober 1777 in Frankfurt an der Oder, verlor früh seine Eltern. Sieben »verlorene Jahre« Kasernenhof in Potsdam und die Teilnahme am Rheinfeldzug folgten, bis er 1799 den Militärdienst quittierte und sich an der Universität seiner Heimatstadt in umfassende Studien stürzte; Abbruch nach drei Semestern. Verlobung mit der Offizierstochter Wilhelmine von Zenge, jedoch bald aufgelöst. Der Plan, Bauer in der Schweiz zu werden, scheitert an den politisch unsicheren Zeiten. Erste dramatische Versuche (›Die Familie Schroffenstein‹), darunter sein großes Vorhaben ›Robert Guiskard, Herzog der Normänner‹, das er mehrfach vernichtet und nur als Fragment veröffentlicht wird. Ansätze, in den Staatsdienst zu treten, gibt er bald auf und erkennt durch Wielands Ermutigung seine Berufung zum Dichter.

 

Porträt: Karl Bauer

›Der zerbrochne Krug‹ wird von Goethe in Weimar uraufgeführt und fällt durch. Kleist gibt Goethe die Schuld. Mehrfache Reisen nach Paris, das ihn abstößt. 1807 wird er von den Franzosen als (angeblicher?) Spion verhaftet und eingekerkert. Dem Einsatz seiner Halbschwester Ulrike verdankt er die Freilassung. Es folgt ein beinahe glückliches Jahr in Dresden. Gründung der Zeitschrift ›Phöbus‹, die auch scheitert, Erzählungen (unter ihnen ›Michael Kohlhaas‹), Dramen (›Penthesilea‹, ›Das Käthchen von Heilbronn‹). Dann ist Kleist verschollen, man glaubt ihn tot. Überraschend taucht er in Berlin auf, gibt die zunächst erfolgreichen ›Berliner Abendblätter‹ heraus, die der Zensur zum Opfer fallen. – ›Prinz Friedrich von Homburg‹ wird vom Hof abgelehnt (ein General fleht um sein Leben!), die ›Herrmannsschlacht‹ nicht aufgeführt. – Verzweifelt über die Lage seines Vaterlandes, seine dichterische Erfolglosigkeit, die Verachtung durch seine Familie und die zunehmende Einsamkeit erschießt er am 21. November 1811 seine Todesgefährtin Henriette Vogel und sich am Stolper Loch (heute Kleiner Wannsee südwestlich Berlins).