Ludvík Kundera, geboren am 22. März 1920 in Brünn als Sohn eines höheren Armeeoffiziers. Ab 1938 Studium der Germanistik und Bohemistik in Prag und Brünn. 1942 erste Gedichte in der surrealistischen Anthologie Roztrhané panenky (Zerrissene Puppen) und Beschäftigung mit grafischen und malerischen Techniken. Um diesen programmatischen Sammelband entsteht später die Gruppe "Ra", deren Mitbegründer Kundera ist. Im Januar 1943 zur Zwangsarbeit nach Berlin-Spandau rekrutiert, erkrankt er an Diphtherie. Entlassung, lebt ab Ende 1943 halblegal in Brünn.
1946 Beendigung des Studiums; Reise nach Paris, wo er Hans Arp kennenlernt, dessen Gedichte er übersetzt. Freundschaftliche Beziehungen zu František Halas, dessen Gesamtwerk er herausgibt. Bis 1948 veröffentlicht Kundera drei Gedichtbände und Prosa. 1949 Heirat mit Jirína Marešová. Redakteur der Brünner Zeitschriften Blok und Host do domu, ab 1955 freier Schriftsteller und Übersetzer.

Porträt von Vit Ondracek

1966 sammelt Tolik cejchù (Soviel Brandzeichen) Gedichte, die während der deutschen Besetzung und kurz danach entstanden waren und auch nach 1948 unveröffentlicht blieben. 1968 bis 1970 Chefdramaturg am Nationaltheater Brno. 1970 mit Publikationsverbot belegt, lebt er von Übersetzungen unter Pseudonym. 1990 Professuren in Brno (Ehrendoktor) und Olomouc. Ab 1990 mehrere Bände Gedichte, u. a. Malé radosti (Kleine Freuden); Ztráty a nálezy (Verluste und Funde); Napøíè fantomázií (Quer durch Phantomasien); Pády (Fälle); eine Brecht-Monographie und seit 1994 eine 17bändige Werkausgabe (bisher 11 Bände). Ins Tschechische übersetzt er u. a. Kubin, Fühmann, Rilke, Huchel, Brecht, Büchner, Kunze, Trakl, Celan, Benn, Morgenstern, Kirsten, ist Herausgeber (und Nachdichter) deutschsprachiger Anthologien tschechischer Lyrik u. a. Die Glasträne (1964), Die Sonnenuhr (1986 und 1993) und mit Eduard Schreiber von zwei Bänden Dichtung (u. a. Poetismus) innerhalb der "Tschechischen Bibliothek".
Einzelausstellungen als Bildender Künstler u. a. in Bratislava (1994), Brünn (1995), Berlin (2001). Beteiligt an "Tschechischer Surrealismus 1929-1953", Prag (1996). Kundera starb am 17. August 2010.