winter
 
maulfaul hocken die häuser
in zugeknöpften kapuzen
vor ihrem eignen schatten,
der violett zu abend geht.
auf unwirtlichen flächen
wildert der frost,
schlägt sich ins holz, ins fleisch.
eingeschworen auf der weißnäher gleißendes weiß,
tagt der notorische krähenkongreß.
ein Schneepflug kursiert,
sachlich schiebt er beiseite
des winters sentimentale schönfärberein.
 
© MärkischerVerlag 2009

 

 

Grafik von Peter Nagengast

Die Seltenheit des 1968 erschienenen Heftes 4 Wulf Kirsten im Antiquariat ist ein Zeichen für die außerordentliche Wertschätzung der Leser für Kirsten.
Anlaß für den Verlag, in einer erweiterten Nachauflage neben den Gedichten des damals erst 30jährigen Debütanten weitere aus dem inzwischen um 40 Jahre gewachsenen und gereiften Œuvre hinzuzugeben. Der 75. Geburtstag des vielfach Ausgezeichneten bot den willkommenen Anlaß, den Lesern nochmals den - wie Karl Markus Gauß schreibt - »Chronist des verschollenen Alltags« näherzubringen, der »penibel notiert, was seit seiner Kindheit alles an Gerätschaften und Gewohnheiten verschwunden ist« und lobt, daß er »Unterdrückung, Knechtschaft, Gewalt jener Kindheitsjahre nicht verschweigt« und dabei »im Abgelegenen, scheinbar Gleichgeschalteten die Spuren von Trotz, Revolte, Widerständigkeit aufspürt«.
 

Auswahl von Lutz Seiler


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