Abend der Stadt

Wenn ich am Abend vor die Häuser trete,
Will ich versinken in der Woge Stadt.
Ich fühle, daß der bebendste der Wünsche
Mit leisem Klang begonnen hat.

Ich möchte Stimmen, die die Heimat haben,
Die Hände, die sich zärtlich zu mir neigen,
Und hingegeben an das fremde Wort
Aufrauschen wie die seltsamsten der Geigen.
 
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Nach dem Ersten Weltkrieg, entfaltete Zollikofer als Kritiker, Übersetzer und Herausgeber von deutschen Klassikern ein reiches Musenleben. Die Morbidität Berlins und das Idyllische neben dem Rauhen und Hässlichen bannten seine Vorstellung. Dieser wilden Mischung widmete Zollikofer sein dichterisches Schreiben, das so gut zum Brüllen und Röcheln wie zum sehnsuchtsvollen Seufzen der Zwanzigerjahre passte. Den nationalsozialistischen Machthabern versagte er das Dienen und bezahlte seine fehlende Anpassung mit dem Leben. Sie sperrten Zollikofer ein, ließen ihn in Haft verkommen und gaben dem Dichter 1937 mit der Tuberkulose einen qualvollen Tod.