Der Humorist

Ich freue mich nicht, wenn ich leide.
Ich lache nicht auf, wenn es schmerzt.
Ich häng nicht an dem, was ich meide.
Ich finde echt blöd, wenn wer scherzt

Und ich es nicht bin, sondern der da,
Und der da Applaus kriegt, nicht ich.
Und du küßt statt meiner den Herrn da,
Und wer mag den Fall nicht? Na mich.

© Verlag Antje Kunstmann

Grafik von Rudi Hurzlmeier

Der Ringelnatz- und Gernhardt-Preisträger Gsella – ›Der deutsche Großmeister des komischen Gedichts‹ – wird mit seiner schönsten und wichtigsten humorstischen Lyrik vorgestellt: die Schmähgedichte und die lebensklugen, teilweise schon altersweisen Lyrikhämmer und -kracher (wie die satirischen Berufs- und Stadtportraits), tlw. bitterböse Zeitkritik in Reimform – kaum jemand beherrscht derzeit in Deutschland diese Kunst so gut. Verse mit  Metrum und Reim verlieren sich nicht in egomanischen Grübeleien, sondern packen auch tabuisierte Themen an, seine Flexibilität ist beachtlich, er zeigt Stil- und Tonlagen, beherrscht Stimmen und Stimmungen, tanzt den Trakl und raunt den Rilke.

Auswahl von Matthias Biskupek